Frankfurt/Main (dts) – Der Dax ist am Freitagmorgen schwach in den Handelstag gestartet. Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 23.465 Punkten berechnet, 1,3 Prozent unter dem Schlussniveau vom Vortag.
Dementsprechend rangierten fast alle Werte in der Kursliste unter dem Strich. Lediglich die Aktien des Rüstungskonzerns Rheinmetall und von RWE konnten dem Trend ein wenig trotzen.
„Mit dem Angriff Israels auf den Iran gibt es heute nur ein Thema an der Börse“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. „Es ist eine alarmierende Eskalation in Nahost, die viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt haben dürfte. Und diejenigen, die seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Vorwand waren, Aktien zu verkaufen und Gewinne mitzunehmen, werden heute aktiv.“ So wie es aussehe, habe der Dax sein Jahreshoch vor gut einer Woche erst einmal für eine Weile gesehen.
Der Ölpreis stieg unterdessen stark: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Freitagmorgen gegen 9 Uhr deutscher Zeit 72,87 US-Dollar, das waren 5,1 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.
„Nicht nur, dass der zuletzt stärkere Ölexport des Iran für eine Weile ausfallen wird. Man muss nun auch befürchten, dass andere Ölförderanlagen der Region unter Beschuss geraten, sollte sich aus dem Angriff ein größerer Konflikt entwickeln. Auch der Transport von Öl durch die Straße von Hormus ist gefährdet. Der Ölpreis ist zwar nicht mehr so wichtig für die deutsche Wirtschaft wie noch vor ein oder zwei Jahrzehnten. Wenn der Preis aber in so kurzer Zeit so stark steigt, dann kann das auch der zuletzt festere Euro durch geringere Importpreise nicht mehr kompensieren.“
Investoren müssten sich mit der Perspektive zweier Kriege und eines parallel dazu tobenden Handelskriegs auseinandersetzen und bewerteten die Risiken neu. „Gold läuft in Richtung Rekordhoch, Aktien kommen unter Druck, der Dollar steigt wieder. Die Ereignisse der vergangenen Stunden führen zu einer umfangreichen Risk-Off-Bewegung der Anleger.“
„Die USA haben in den vergangenen Wochen immer wieder versucht, Israel von einem solchen Angriff abzuhalten. Wie wir heute wissen, erfolglos. Nachrichten um die Anreicherung waffenfähigen Urans haben den Wendepunkt gebracht.“ Nun hänge alles von der Reaktion des Iran ab. Teheran hat als Gegenangriff offenbar Hunderte Drohnen in Richtung Israel geschickt. „Niemand will einen Flächenbrand im Nahen Osten. Das Risiko aber ist durch die jüngste Entwicklung spürbar gestiegen“, sagte Stanzl.
Die europäische Gemeinschaftswährung war am Freitagmorgen schwächer: Ein Euro kostete 1,1545 US-Dollar, ein Dollar war dementsprechend für 0,8662 Euro zu haben.
Foto: Anzeigetafel in der Frankfurter Börse, via dts Nachrichtenagentur