Köln (dts) – Der deutsche Einzelhandel hat im vergangenen Jahr erstmals seit vielen Jahren wieder weniger Mitarbeiter eingestellt, gleichzeitig fehlt vielen Unternehmen weiterhin Verkaufspersonal. Zu dem Schluss kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagsausgaben) berichten.
Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel ging dem Bericht zufolge 2024 um gut 1,5 Prozent zurück. Zuvor hatte die Branche den IW-Experten zufolge – selbst während der Corona-Pandemie – einen jahrelangen Beschäftigungsaufbau verzeichnet. Gleichzeitig bleibe der Fachkräftemangel im Einzelhandel trotz der konjunkturbedingt rückläufigen Beschäftigung weiter „ein zentrales Problem“, heißt es in der Veröffentlichung.
Konkret konnten im Jahr 2024 rechnerisch 26.929 offene Stellen nicht mit qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden. Das ist laut IW zwar weniger als im bisherigen Höchstjahr 2022 (39.369), die Situation bleibe jedoch angespannt.
Zwei Drittel (66,8 Prozent) der Fachkräftelücke betreffen der Auswertung zufolge Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung. Experten (26,5 Prozent) und Spezialisten (6,7 Prozent) sind in deutlich geringerem Maße betroffen. Die meisten Engpässe bestehen im Verkauf ohne Produktspezialisierung (6643 fehlende Fachkräfte) und in der Aufsicht und Führung im Verkauf (5.961 fehlende Experten). Gemeinsam machen diese beiden Berufe knapp die Hälfte (46,8 Prozent) der Fachkräftelücke im Einzelhandel aus.
„Die schwierige Wirtschaftslage schlägt sich im Einzelhandel in einem Beschäftigungsrückgang nieder, während die Branche weiterhin unter dem Druck des Fachkräftemangels steht“, sagte IW-Studienautorin Franziska Arndt den Funke-Zeitungen. „Auch die Nachwuchsgewinnung gelingt nur unzureichend. Diese Herausforderungen dürfte auch die Kundschaft spüren, denn die meisten Fachkräfte fehlen im Verkauf.“
Die Studienautoren gehen davon aus, dass sich die Fachkräftesituation bei wirtschaftlicher Erholung und fortschreitendem demografischen Wandel „wieder verschärfe“. Unternehmen seien daher gefordert, in Ausbildung, attraktive Arbeitsbedingungen und gezielte Ansprache von Quereinsteigern zu investieren. Auch die Nachqualifizierung von An- und Ungelernten biete Potenzial.
Die Autoren empfehlen dem Handel der Veröffentlichung zufolge dabei auch, neue Schritte zu gehen bei der Nachwuchsgewinnung. Zuletzt fanden der Analyse zufolge 9.000 Ausbildungssuchende keinen Platz im Handel. Nötig sei nun ein besseres Matching und dass die Berufe an Attraktivität gewännen. Darüber hinaus sollten mit Blick auf den Fachkräftemangel „auch ältere Beschäftigte länger am Arbeitsmarkt gehalten werden, auch über den Renteneintritt hinaus“.
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