Oldenburg. Das Sozialkaufhaus „MehrWert“ im Herrenweg 173 wird zum 30. September dieses Jahres den Betrieb einstellen. Das hat der Träger der Einrichtung, der Verein Arbeit und Bildung e.V., der Stadt Oldenburg mitgeteilt. Sowohl der Trägerverein als auch die Stadtverwaltung bedauern diese Entscheidung.
Trotz intensiver Bemühungen war es nicht gelungen, einen neuen Träger für das Sozialkaufhaus zu finden. Daher gibt es aus Sicht des Vereins keine Alternative zu diesem Schritt. In dem Sozialkaufhaus können unter anderem Berechtigungsscheine eingelöst werden, die vom Amt für Teilhabe und Soziales und vom Jobcenter Oldenburg an Menschen ausgestellt werden, die Bürgergeld oder Sozialhilfe beziehen und einen Anspruch darauf haben, für die Erstausstattung einer Wohnung eine einmalige Leistung als Zuschuss zu erhalten.
Als Qualifizierungsbetrieb gestartet
Das Sozialkaufhaus „MehrWert“ war als sogenannter Qualifizierungsbetrieb am 1. Oktober 2007 am Standort Drögen-Hasen-Weg gestartet. Im Jahr 2014 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort am Herrenweg, nachdem sich aufgrund der Anpassung der Förderrichtlinien des Bundes der Schwerpunkt vom Qualifizierungsbetrieb zum sozialen Betrieb verändern musste. Dadurch bekam der Aspekt der Wirtschaftlichkeit einen deutlich höheren Stellenwert. So waren es nun auch wirtschaftliche Gründe, die den Träger dazu bewogen haben, sich von der Einrichtung zu trennen. „Es gab viele Anstrengungen, den Betrieb einer anderen sozialen Organisation zu übergeben, in der das Sozialkaufhaus eine gute Ergänzung zum bestehenden Angebot gewesen wäre und die Weiterbeschäftigung der Beschäftigten gesichert werden könnte“, schildert Geschäftsführerin Birgit Janßen. „Leider blieben diese Bemühungen erfolglos, so dass jetzt die Abwicklung eingeleitet werden muss.“
Dank für Unterstützung
Betroffen sind drei Vollzeitbeschäftigte im Verkauf und in der Beratung sowie vier Kräfte für den Transport. „Die Beschäftigten waren und sind das Rückgrat des Sozialkaufhauses. Durch ihre Sachkompetenz, Hilfsbereitschaft und ausgeprägte Kundenorientierung fühlten sich sowohl die Besucherinnen und Besucher als auch die Spenderinnen und Spender stets gut aufgehoben. Deshalb ist es dem Träger Arbeit und Bildung auch wichtig, den Beschäftigten die Chance zu geben, sich beruflich neu zu orientieren und sie dabei nach Kräften zu unterstützen“, betont Geschäftsführerin Birgit Janßen. Der Trägerverein Arbeit und Bildung sowie die Stadt Oldenburg bedanken sich bei allen Menschen, die das Projekt Sozialkaufhaus unterstützt haben.
Ausverkauf startet
Für Kundinnen und Kunden besteht aber noch bis zum Schluss die Möglichkeit, ein Schnäppchen zu machen. Ab dem 5. August startet bei „MehrWert“ der Ausverkauf. Ab dann können nur noch bestimmte Spenden wie Kleiderschränke, Bettgestelle und ähnliches angenommen werden, Haushaltswaren aber nicht mehr. Spenderinnen und Spender werden gebeten, sich vorab auf der Website https://mehrwert-oldenburg.de » zu informieren oder per E-Mail an mehrwert@arbeitundbildung.de Kontakt aufzunehmen, um zu klären, ob Bedarf besteht.
Abkehr vom Sachleistungsprinzip
Die Schließung der Einrichtung geht einher mit Bestrebungen der Stadt Oldenburg, von der Ausgabe von Berechtigungsscheinen abzukehren und das Verfahren auf Geldleistungen anstelle von Sachleistungen umzustellen. „Die Sozialleistungsgesetze stellen die Eigenverantwortlichkeit und die Selbstbestimmung der Leistungsberechtigten in den Vordergrund. Diesem Grundsatz wollen wir mit einer Neuausrichtung stärker Rechnung tragen. Daher ist langfristig eine Abkehr vom System der Berechtigungsscheine geplant“, erläutert Detlef Lutter, Leiter des Fachdienstes Soziale Hilfen.
Das bisherige Verfahren
Mit einem auf Antrag ausgestellten Berechtigungsschein waren leistungsberechtigte Menschen verpflichtet, mindestens dreimal innerhalb von sechs Wochen bei den Sozialkaufhäusern – neben dem „MehrWert“-Angebot gibt es in Oldenburg das „Bunte Kaufhaus“ der Diakonie – vorzusprechen. Erst wenn danach keine Ware ausgegeben werden konnte, war es möglich, die Sachleistung in eine Geldleistung umzuwandeln. Bereits im vergangenen Jahr wurde entschieden, dass nur noch eine Vorsprache im Sozialkaufhaus ausreichend ist, um die Geldleistung zu erhalten. Mit Geldleistungen können Leistungsberechtigte ihren Bedarf direkt auf dem freien Markt decken.
Diakonie-Möbeldienst und Verschenkmarkt als Alternativen
Möglichkeiten, Dinge des täglichen Lebens zu kleinen Preisen zu erwerben beziehungsweise noch gut erhaltene Einrichtungsgegenstände abzugeben, gibt es in Oldenburg aber weiterhin: So werden im „Bunten Kaufhaus“ des Möbeldienstes der Diakonie in der Ehnernstraße gebrauchte Möbel und Waren angeboten. Die Stadt Oldenburg betreibt selber den „Verschenkmarkt“ an der Taastruper Straße 4/Ecke Donnerschweer Straße als Projekt im Rahmen der lokalen Agenda 21. Für größeres Mobiliar kann der Online-Verschenkmarkt genutzt werden, den der Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt Oldenburg eingerichtet hat.
PM/Stadt Oldenburg