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Klimafreundlich und grün wohnen in Helleheide

Themenbild: Pixabay

Oldenburg. Sechs Jahre, vier Hektar, 124 Wohneinheiten, 21 Projektpartner – das sind nur einige der Rahmendaten für das Projekt Energetisches Nachbarschaftsquartier (ENaQ) auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände. Zum Ende dieses Jahres läuft das Projekt aus – und zwar erfolgreich: ENaQ hat entscheidend dazu beigetragen, den neu entstehenden Stadtteil Helleheide intelligent, grün und nachhaltig zu gestalten. Zwar sind die Bauarbeiten noch lange nicht abgeschlossen. Doch die ersten Anwohnerinnen und Anwohner haben ihre Wohnungen bezogen, das Energiekonzept steht, und auch über das konkrete Quartier hinaus wurde im Projekt einiges erreicht – nicht zuletzt die Mitarbeit an Gesetzgebungsprozessen im Energiebereich auf Bundesebene.

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann unterstreicht den Leuchtturm-Charakter des Energetischen Nachbarschaftsquartiers: „Das Projekt hat ein Quartier entstehen lassen, das eine nachhaltige Zukunft aufzeigt: Erneuerbare Energien, Ressourcen-Schonung und Zusammenhalt der Gemeinschaft standen und stehen im Fokus. Damit machen wir Oldenburg zu einer Vorreiterstadt in Sachen gemeinsamer, nachhaltiger Stadtentwicklung.“

Welches Wohngebiet umfasst das Projekt?

Das Gebiet liegt auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände im Bereich des Bebauungsplanes N-777 F, wobei das Energetische Nachbarschaftsquartier nur auf einen Teil des Gebiets begrenzt ist. Es umfasst mehrere Wohngebäude mit mehr als 60 öffentlich geförderten Mietwohnungen. Zwei Gebäude mit bis zu 35 frei finanzierten Mietwohnungen sind in der Planung. 24 Eigentumswohnungen im KfW40Plus-Standard werden aktuell fertiggestellt.

Die Wohnbebauung wird vollständig durch die GSG umgesetzt, die ebenfalls eine Kindertagesstätte und eine Quartiersgarage errichtet. Während letztere noch Ende des Jahres 2023 fertiggestellt wird, kann die Kita im ersten Quartal 2024 ihren Betrieb aufnehmen. Die ersten Mietwohnungen werden Ende 2024 bezugsfertig sein, wobei schon jetzt erste Eigentumswohnungen von Privateigentümern vermietet werden.

Was war das Ziel von ENaQ?

Ziel des Projektes war der Aufbau eines klimafreundlichen Wohnquartiers mit dem Fokus auf Energiethemen. Die Energie soll möglichst CO2-arm, kostengünstig und lokal im Quartier erzeugt sowie verbraucht werden. Wenn gewünscht, können sich die Bewohnerinnen und Bewohner am Energiesystem beteiligen – so sind alle Balkone für die Installation von Balkon-PV-Anlagen ausgerüstet und es stehen digitale Tools zur Optimierung des eigenen Energieverbrauchs bereit. Im Unterschied zur normalen Quartiersentwicklung wurden im Forschungsprojekt vermehrt neue Ideen, Technologien und Geschäftsmodelle entwickelt, eingesetzt und erforscht.

Welches Energiekonzept wird umgesetzt?

Alle in Helleheide geeigneten Dachflächen werden mit PV-Anlagen ausgestattet. Der auf den Dächern erzeugte Strom soll vorrangig von den Bewohnerinnen und Bewohnern genutzt werden. Hierbei helfen nicht nur die in den Wohnungen installierten (und im Projekt entwickelten) Energieampeln, die zur Nutzung des Stroms zum Zeitpunkt der Erzeugung motivieren. Auch drei im Quartier geplante Mieterstrom-Modelle werden die Quote des regional genutzten Stroms erhöhen. Zur Wärmeerzeugung wird das Quartier mit Luft-Wasser-Wärmepumpen ausgestattet, ergänzt um einen großen unterirdischen Pufferspeicher. Weitere kleinere Pufferspeicher werden sich in den Gebäuden befinden. Über Nahwärmenetze werden die Gebäude miteinander verbunden werden, sodass eine Wärmepumpe jeweils mehrere Gebäude versorgt und entsprechend effizienter eingesetzt wird. Auch im Strombereich werden einzelne Gebäude verbunden – so kann etwa ein Mehrfamilienhaus von dem überschüssigen Strom profitieren, der gegenüber auf dem Dach der Kita erzeugt wird.

Welche Vorhaben wurden und werden noch realisiert?

Nicht nur die im Projekt entwickelte Energieampel im Innenbereich ist getestet und umgesetzt worden. Auch im Bereich der Straßenbeleuchtung erhält Helleheide mit den „Smarten Pfosten“ 31 innovative Straßenlaternen. Diese ermöglichen die Ladung von Pedelecs und sind in ihrer Lichtstärke und Lichtfarbe smart steuerbar. Die im Rahmen der umfangreichen Energiesimulation entstandenen Quartiersdaten wurden für die Entwicklung eines Brettspiels genutzt: „Changing the Game – Neighbourhood“ wurde in einer Auflage von 300 Stück produziert und steht städtischen Bildungseinrichtungen und Bibliotheken kostenfrei zur Verfügung. So kann spielerisch der Aufbau einer klimafreundlichen Nachbarschaft vermittelt werden – samt E-Autos, PV-Anlagen oder E-Bikes. Nicht zuletzt bringen Forschungsprojekte ihre Erkenntnisse auch in Gesetzgebungsverfahren ein – so auch ENaQ. Beispielhaft kann hier die Stellungnahme zur damals in Planung befindlichen Photovoltaik-Strategie der Bundesregierung genannt werden. Die vorgeschlagenen Verbesserungen finden sich nun in der im März 2023 publizierten Strategie.

Wie geht es weiter?

Das Quartier Helleheide als Reallabor soll auch nach Abschluss des ENaQ-Projektes den Rahmen, den Ort und die Möglichkeiten für die Erprobung neuer Projekte, Ideen und Geschäftsmodelle bieten – etwa durch die Technikfläche der Stadt Oldenburg oder durch Möglichkeiten der Partizipation von Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers. So wird das Projekt Citylogistic 2.0 auf der städtischen Technikfläche neue Ansätze in der Paket-Logistik erproben, im Rahmen eines Interreg A Projekts mit Niederländischen Partnerinnen. Auch die Gemeinschaftsräume stehen für zukünftige Projekte beispielsweise mit den Schwerpunkten Gesundheit und Daseinsvorsorge zur Verfügung.

PM/Stadt Oldenburg