Berlin (dts) – Die deutsche Wirtschaft hat nach der Corona- und Chipkrise ein Produktivitätsproblem. „Im Moment haben wir ein deftiges Minus bei der Produktivität“, sagte Enzo Weber, Professor am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, der „Welt am Sonntag“.
Das Verhältnis von Menge und Wert der Produkte zu den geleisteten Arbeitsstunden sackt seit Jahresbeginn ab, zeigen Daten des Statistischen Bundesamts. Um die Produktivität zu steigern, würden stärkere staatliche Investitionsanreize für die Digitalisierung helfen, meint Weber. Die im Koalitionsvertrag geplanten „Superabschreibungen“ dafür kommen im sogenannten „Wachstumschancengesetz“ aber nicht vor. „Wir brauchen kein Konjunkturprogramm, sondern ein Transformationsprogramm“, sagte Weber. der Chef der Gewerkschaft IG Metall, Jörg Hofmann, schloss sich der Kritik an. „Die Produktivität leidet gerade an vielen Stellen. In den letzten Jahren führten insbesondere die gestörten Lieferketten zu ständigen Produktionsabbrüchen.“ Er erwartet deutliche Produktivitätssteigerungen „durch eine konsequentere Digitalisierung in den Bereichen Logistik und Entwicklung“. Diese höhere Produktivität müsse mit Investitionen einhergehen, besonders in Forschung und Entwicklung. „Bloße Arbeitsverdichtung ist keine nachhaltige Produktivitätssteigerung“, warnte Hofmann die Arbeitgeber. Markus Heyn, Chef der Mobilitätssparte von Bosch, sieht insbesondere durch eine stärkere Digitalisierung in Fertigung und Entwicklung Möglichkeiten, die Situation zu verbessern. „Die Produktivität in der Industrie muss wieder steigen“, sagte er. „Das Warten auf Material kannten wir eher aus Erzählungen aus der DDR – unter solchen Rahmenbedingungen kann nicht höchst produktiv gearbeitet werden.“ Die Industrie habe diese Phase weitestgehend überwunden. Heyn rechnet schon in diesem Jahr mit einer Erholung der Produktivität.
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