Berlin (dts) – Die Fallzahlen von Kindesmissbrauch in Deutschland bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 15.520 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) registriert, teilte das Bundeskriminalamt am Dienstag mit.
2021 waren es 15.507. Einen Anstieg um 10,3 Prozent auf über 48.800 Fälle gab es hingegen bei den Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendpornografie. Laut PKS hat sich auch die Zahl derer, die Missbrauchsdarstellungen und jugendpornografische Inhalte besaßen, herstellten, erwarben oder insbesondere über die sozialen Medien weiterverbreiteten, in Deutschland seit 2018 mehr als verzwölffacht – von damals 1.373 Tatverdächtigen unter 18 Jahren auf 17.549 Tatverdächtige im Jahr 2022. Darunter waren auch 5.553 Kinder unter 14 Jahren und 11.996 Jugendliche über 14 Jahre. „Hier braucht es medienpädagogische Ansätze: Kinder und Jugendliche müssen in die Lage versetzt werden, das Material klar als sexuelle Gewaltdarstellungen einzuordnen und ihr eigenes Handeln und das ihrer Peer Group zu hinterfragen“, sagte BKA-Präsident Holger Münch.
Aktuell binde die strafrechtliche Verfolgung in diesen Fällen bei der Polizei wie den Staatsanwaltschaften enorme Ressourcen, die dann für die Verfolgung von klassisch kriminellen Täterkreisen, die solches Material erstellen oder auch mit kommerziellen Interessen verbreiten, fehlten. Das BKA geht zudem von einem hohen Dunkelfeld aus, also von Straftaten, von denen die Polizei keine Kenntnis erhalte. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich unterdessen erschüttert darüber, dass in Deutschland im Schnitt 48 Kinder pro Tag Opfer von sexueller Gewalt werden: „Hinzuschauen und zu handeln, wann immer Gefahren für Kinder drohen – das ist eine zentrale Aufgabe des Staates, aber auch unserer Gesellschaft insgesamt.“ Kein Täter dürfe sich vor Strafverfolgung sicher fühlen, das sei man den Opfern dieser entsetzlichen Taten schuldig.
Faeser unterstützt die Forderung des BKA-Präsidenten, nach einer längeren Speicherung von IP-Adressen, um mögliche Täter besser identifizieren zu können. Zeitgleich verhandle man bereits über europäische Regeln, um digitale Plattformen in die Pflicht zu nehmen, damit Missbrauchsdarstellungen entdeckt, gelöscht und die Täter verfolgt werden, so Faeser.
Foto: Kinder, über dts Nachrichtenagentur