Oldenburg. Im Zuge der nachhaltigen Stadtentwicklung auf dem ehemaligen Fliegerhorst-Gelände ist jetzt ein neues Projekt gestartet: Ziel ist es, die sogenannte graue Energie beim Abriss von Gebäuden zu erhalten, indem Ziegel und Dachpfannen nicht entsorgt oder geschreddert, sondern erhalten werden.
Dies wird beim Abriss der aus den 1930er Jahren stammenden Truppenküche nun erstmals umgesetzt – rund 3.000 Quadratmeter an alten Vollziegeln werden geborgen und stehen voraussichtlich für künftige Bauprojekte zur Verfügung. „Hier liegen wertvolle Ressourcen direkt vor unseren Füßen. Wenn man bedenkt, dass mehr als die Hälfte des Abfalls in Deutschland durch Bau- und Abbruchabfälle verursacht wird, gibt es immens viele Rohstoffe, die wiederverwertet werden können – umso mehr freue ich mich, dass wir nun den Einstieg in die Erhaltung dieser Ressourcen geleistet haben“, sagt Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht.
Prüfung auf weitere Eignung in den kommenden Wochen
Vor Beginn des Abbruchs wurden Stichproben der Vollziegel fachmännisch geprüft, mit dem Ergebnis, dass einem Rückbau nichts entgegenspricht. Bevor das Material nun bei neuen Bauprojekten eingesetzt werden kann, müssen die Steine noch eingehender insbesondere hinsichtlich Druckfestigkeit, Wasserdurchlässigkeit sowie Frostbeständigkeit geprüft und letztendlich zertifiziert werden. Die ausführende Firma schätzt, dass rund 90 Prozent der geborgenen Steine wiederverwertet werden können.
Nachhaltigkeit durch Rückbau, Lagerung und Wiederverwertung an einem Ort
Das Projekt erfüllt gleich mehrere Nachhaltigkeitsversprechen: Durch den Rückbau der Ziegel bleibt die graue Energie erhalten – gleichzeitig entfällt der hohe Ressourcen- und Energieverbrauch zur Produktion neuer Ziegel. Durch die Lagerung und eine wünschenswerte Wiederverwertung der Steine direkt auf dem Fliegerhorst würden unter anderem Transportkosten entfallen, sowie weiteres CO2 eingespart. Bisher wird altes Baumaterial oft geschreddert oder gebrochen und im Tief- und Straßenbau verwendet. Bereits seit Ende 2022 gibt es allerdings Bestrebungen der Stadtverwaltung, bei städtischen Abrissvorhaben den Rückbau zu prüfen und die Materialien in der Kreislaufwirtschaft zu erhalten.
Weiterer Standort für den Rückbau bereits in Planung
Als weiterer Standort für einen nachhaltigen Rückbau auf dem Fliegerhorst sind einige aus den 1960er Jahren stammende Gebäude in Planung. Im ersten Schritt erfolgt auch dort eine Prüfung zur Wiederverwertbarkeit der Ziegel (Schadstoffbelastung, Mörtelbeschaffenheit und so weiter) und anderer Baustoffe. Nach positiver Begutachtung soll die Ausschreibung für den Rückbau im Jahr 2024 so gestaltet werden, dass Klinker und andere wiederverwendbare Bauteile zerstörungsfrei zurückgebaut im Besitz der Stadtverwaltung verbleiben oder veräußert werden.
PM/Stadt Oldenburg