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Warum das Dschungelboot sinken muss

Oldenburg. Wegen einer Mieterhöhung droht der Spielscheune „Das Dschungelboot“ bald das Aus – so steht es in einem Info-Flyer, der seit gestern auf Facebook, Jodel und Co. die Runde macht. Doch ist die Volksbank Aurich wirklich ein solcher Seeräuber? Und wie feige sind die Medien wirklich?

Dschungelboot feuert scharf

Auf einem zweiseitigen Flyer informiert die Spielscheune „Dschungelboot“ über ihr mögliches Aus. Grund sei eine Mieterhöhung von derzeit 4.500 € auf 12.500 €, was eine Verdreifachung der Miete entsprechen würde. Um gewinnbringend den Betrieb fortsetzen zu können, müsse man die Preise „dramatisch erhöhen“ und selbst mitgebrachte Speisen und Getränke verbieten.
Verantwortlich für die Mieterhöhung sei laut Flyer die neue Eigentümerin – die Volksbank Aurich. Ihr Vorsitzender Johann Kramer habe selbst das Steuer übernommen und die Mieterhöhung „zur Chefsache gemacht“. Auch auf mehrfache Nachfrage durch die Mitarbeiter, den Anwalt und Wolfgang Pegels, dem Inhaber des Dschungelbootes, bei der Bank sei kein Kompromiss oder Gespräch zustande gekommen.

Vorheriger Eigentümer hatte gekündigt

Gegenüber der ON schildert Herr Kramer, dass das Mietverhältnis bereits durch den Verkäufer gekündigt worden sei. In dem notariellen Kaufvertrag sei geregelt worden, dass die anhängige Klage zwischen dem Verkäufer und dem Dschungelboot geklärt werden solle. Die Volksbank sei noch nicht eingetragen als Eigentümer und könne daher nicht als Partei in den Rechtsstreit eintreten. Auf anwaltlichen Rat hin sollte sie sich zudem aus dem Rechtsstreit heraushalten. Seitens der Bank hätte es jedoch – entgegen der Aussage des Dschungelbootes – Versuche eines Kompromisses gegeben. Ob und wie dieser Kompromiss aussah, konnten wir aufgrund der bevorstehenden Feiertage leider nicht kurzfristig prüfen.
Herr Kramer erklärte weiter, dass die Bank seit Längerem im Kontakt mit drei Interessenten stehe, die „auch weiterhin Kinderaugen funkeln lassen werden“.

„Die Presse“ unter Beschuss

Nicht nur die Volksbank hat einen starken Beschuss einzustecken – Auch „die Presse“ wird kritisiert. Die Zeitungen seien feige, heißt es in dem Flyer weiter. Aus Angst, die Volksbank könne als Werbepartner verloren gehen, hätte man sich gegen eine Veröffentlichung entschieden.
Wir haben bei unseren Kollegen der Oldenburger Online Zeitung (OOZ) nachgefragt, ob diese vorab eine Pressemitteilung bekommen haben. Die Antwort: Nein, man habe lediglich gestern Abend den Flyer zugesendet bekommen. Immerhin – unsere Redaktion hat bislang keine einzige E-Mail vom Dschungelboot erhalten.
Gegenüber der NWZ erklärte der Geschäftsführer Pegels, dass über beauftragte Medienagenturen an die Presse herangetreten werden sollte. Auch die NWZ hat nach eigenen Angaben vorab keine Informationen zugesendet bekommen.

Ein Sturm zieht auf

Auf Jodel wurde der Beitrag mehrfach geteilt und fleißig kommentiert. So schreibt ein Jodler, dass „Wir machen den Weg frei“ eine völlig neue Bedeutung bekäme. Aber auch gegen das Dschungelboot werden kritische Stimmen laut. So stellt jemand die Frage, ob es erlaubt sei, die Kontaktdaten des Vorstandsvorsitzenden Johann Kramer auf den Flyer abzudrucken. Immerhin seien diese ja öffentlich einsehbar, entgegnet ein weiterer Jodler. Für einen weiteren Jodler ist klar: „es ist eine fucking Bank, die müssen wir nicht beschützen“. Die große Frage aber bleibt: Welche Unterstützung erhofft sich das Dschungelboot. „Sollen wir jetzt bei der Volksbank anrufen?“, fragt ein weiter User.
Auch auf Facebook wird fleißig debattiert: Die eine Seite sieht völlig klar die böse kapitalistische Bank als absolutes Feindbild, während die andere Seite den losgetretenen Shitstorm kritisiert.

Volksbank deaktiviert Kommentare

Die Volksbank Aurich reagiert mittlerweile damit, dass sie die Kommentar-Funktion auf ihrer Fanpage deaktiviert. Man stünde für Offenheit und Transparenz, wolle jedoch „die Ausbreitung von Unwahrheiten und persönlichen Diffamierungen verhindern“ kommentiert die Volksbank auf Facebook. Die im Flyer gemachten Inhalte seien falsch und einseitig. Man prüfe gerade juristische Schritte.

Feiertage in Sicht

Anm. Redaktion: An dieser Stelle hatten wir gestern fälschlicherweise geschrieben, dass Herr Pegels keine Antwort gesendet hätte. Dies stimmte so nicht – seine Antwort ist leider von unserem System als Spam klassifiziert worden und daher untergegangen. Die Stellungnahme von Herrn Pegels wird in einem zweiten Artikel online gehen. Wir möchten uns für diesen Fehler entschuldigen.

Die Büchse der Pandora ist jetzt jedenfalls geöffnet. Mal sehen, wohin die Reise des Dschungelbootes uns noch führen wird.