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Qualitätsreport der AOK deckt Missstände in Kliniken auf

Die Lage der Kliniken in Deutschland scheint immer dramatischer zu werden. Erst kürzlich faste Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Situation in klaren Worten zusammen. Das Gesundheitssystem tendiere zu „billiger Medizin“. Ähnliche Erkenntnisse liefert nun auch der Qualitätsreport des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Wie das „Handelsblatt“ exklusive berichtete, geht aus dem Report hervor, wie groß der Missstand in deutschen Krankenhäusern wirklich ist. Der „Qualitätsmonitor“ der AOK untersuchte speziell die Bereiche Herzinfarkt und Brust- und Lungenkrebs im Jahr 2020. Demnach werden eine Vielzahl von Patienten und Patientinnen in Deutschland nicht ausreichend versorgt. Dies liegt vor allem daran, dass sie in Kliniken ohne adäquate Ausstattung und Fallzahlen behandelt werden.

Zum Beispiel landen mehr als 14.000 der insgesamt 203.000 Herzinfarkt-Patienten in einem Krankenhaus ohne ein Katheterlabor. Dabei wird in der Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Kardiologie explizit darauf verwiesen, Krankenhäuser ohne eine solche, rund um die Uhr verfügbare Einrichtung zu umgehen. Nur jede fünfte Klinik von 362, die 2020 weniger als 25 Fälle behandelte, hat laut Berichten des „Handelsblatt“ zufolge ein solches Labor. Allerdings behandelten aber genau diese Krankenhäuser mehr als 4.000 Infarktpatienten. Im Gegensatz dazu haben Kliniken mit mehr als 240 Fällen pro Jahr jeweils ein eigenes Katheterlabor.

„Man muss sich vor Augen halten, dass 25 OPs pro Jahr etwa einem Eingriff alle zwei Wochen entsprechen. Unter diesen Umständen kann man nicht davon ausgehen, dass es ein eingespieltes Team mit ausreichend Routine und eine eingespielte Prozesskette gibt“, sagte Wido-Geschäftsführer Jürgen Klauber dem „Handelsblatt“. Ähnlich dramatisch ist auch die Situation bei Behandlungen von Brustkrebs. Nicht einmal jede zweite Klinik, die Brustkrebsfälle behandelt, verfügt laut Angaben des Qualitätsreports über ein Zertifikat der Deutsche Krebsgesellschaft. Um ein Zertifikat zu erhalten, müssen Krankenhäuser mindestens 100 Fälle pro Jahr nachweisen und Qualitätskontrollen erfüllen. Krankenhäuser, die diese Vorgaben nicht erfüllen, behandeln insgesamt fast 15 Prozent der Fälle.