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Oldenburg

Gedenkstein für Wilhelm I. wird umgebettet

Oldenburg. Der Gedenkstein für Wilhelm I. bekommt einen neuen Standort: Der Stein, der bis Juni dieses Jahres auf dem Anne-Frank-Platz im Stadtteilquartier Neu-Donnerschwee platziert war, wird künftig Teil eines Erinnerungsfeldes, das auf dem Gelände des Vereins Jugendkulturarbeit neben dem Jugendprojektehaus „Weiße Rose 1“ entsteht. Der so genannte Wilhelm-Stein soll allerdings nicht mehr aufgestellt, sondern auf einer Rasenfläche in einer Vitrine in den Boden eingelassen werden.

Der Umgang mit dem Gedenkstein basiert auf einem Konzept, das der Verein Jugendkulturarbeit erarbeitet hat. Vorausgegangen war im September 2021 ein Beschluss des Rates der Stadt Oldenburg, demzufolge der Gedenkstein für Wilhelm I. dem Verein Jugendkulturarbeit zur geschichtlichen Aufarbeitung, für die Sammlung zur Erinnerungskultur, für die politische Jugendarbeit und zur Standortfindung überlassen werden sollte. Über die geeignete Platzierung des Gedenksteins hatte der Verein gemeinsam mit dem städtischen Kulturamt und dem Amt für Umweltschutz und Bauordnung beraten.

Konzept mit Bezug zur „Weißen Rose“
Das Erinnerungsfeld-Konzept des Vereins sieht vor, neben dem Stein weitere Fundstücke aus der Vergangenheit des bis 2008 als Militärareal genutzten Quartiers zu berücksichtigen. So sollen auch das Wachhäuschen der Kaserneneinfahrt, die Standortuhr der früheren Kaserne sowie ein Teilstück eines historischen Zauns der Universität München, das einen Bezug zur studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ herstellt, aufgestellt werden. Außerdem soll eine Informationstafel zur Geschichte der Objekte und des Geländes errichtet werden. Alle Informationen zu den Fundstücken sollen mithilfe von QR-Codes abrufbar sein. Die Rasenfläche wird um einen Pflasterstreifen ergänzt. Darüber hinaus werden zwei Bänke aufgestellt.

Fertigstellung im ersten Quartal 2023
Die Pflasterarbeiten beginnen in diesem Monat, im Anschluss wird die Informationstafel aufgestellt. Die Herstellung und der Einbau der Bodenvitrine für den Gedenkstein ist ebenfalls noch für dieses Jahr geplant, ist allerdings von den Liefermöglichkeiten der Materialien abhängig. Das Wachhaus soll Anfang des nächsten Jahres renoviert werden und, wie auch die weiteren Objekte, voraussichtlich im ersten Quartal 2023 aufgebaut werden. Die Gesamtkosten für die Umsetzung des Konzeptes belaufen sich auf rund 20.000 Euro.

Darüber hinaus plant der Verein Jugendkulturarbeit im nächsten Jahr mehrere Projekte, die mit dem Erinnerungsfeld in Zusammenhang stehen.

Zur Geschichte des Gedenksteins
Der Gedenkstein für Wilhelm I. wurde erstmals im Jahr 1898 von den Oldenburger Kriegervereinen auf dem Exerzierplatz des damaligen Kasernengeländes aufgestellt. Er erinnerte an den Truppenbesuch des preußischen Königs Wilhelm I. am 16. Juni 1869 in Oldenburg. Wilhelm I. – seit der Reichsgründung 1871 erster Deutscher Kaiser – war auf der Durchreise, um am Folgetag den Kriegshafen Wilhelmshaven einzuweihen. In der Folge des Zweiten Weltkriegs wurde der Stein vermutlich von alliierten Soldaten entfernt und vergraben. Nach der Umnutzung des Kasernengeländes als Wohnquartier wurde der Stein 2015 zufällig bei Erdarbeiten gefunden, für aufstellungswürdig erachtet und 2018 am heutigen Anne-Frank-Platz zusammen mit einer Info-Tafel neu errichtet. An diesem Standort hatten Bürgerinnen und Bürger Anstoß genommen und im Jahr 2020 eine Diskussion zur Zukunft des Gedenksteins ausgelöst. Diese Debatte griff das Kulturbüro der Stadt Oldenburg auf und initiierte eine Vortragsreihe mitsamt Beteiligungsprozess. Die Ergebnisse flossen in den Ratsbeschluss zum weiteren Umgang mit dem Gedenkstein ein.

Im Juni 2022 wurde der Stein am Anne-Frank-Platz entfernt. Der Sockel des Gedenksteins wird erhalten bleiben und zukünftig als Ort für performative Kunstformate fungieren. Den Auftakt zu einer Reihe möglichst von Oldenburgerinnen und Oldenburgern initiierten Kunst-Interventionen an diesem Ort wird das Kulturbüro machen. Vorschläge hierzu werden erarbeitet und voraussichtlich im Frühjahr 2023 präsentiert.