Samstagabend, 18:00, die Sonne scheint. Auf dem Platz vor der Kulturhalle am Pferdemarkt haben sich 200 Menschen versammelt um die Midissage der Ausstellung „Tatendrang“ zu erleben. Vorne steht ein alter Wohnwagen, eine Bühne ist aufgebaut. Hinten gibt es Getränke von den Buddel Jungs. Dazwischen vollbesetzte Sitzplätze. Trotz der Hygienevorschriften erinnert die Stimmung an die Zeit vor Corona. Die Schwere der Pandemie ist gewichen, die Menschen reden, lachen, trinken Sekt. Dann beginnt die Begrüßung. Izabela Mittwollen heißt alle Gäste herzlich willkommen, viele von ihnen sind Teil des Projekts. Roland Hentschel von der Wirtschaftsförderung der Stadt Oldenburg beschreibt das Projekt als ein „Credo für Hoffnung“. Doch was genau ist „Tatendrang“ eigentlich?

Als die Geschäfte im März letzten Jahres schließen mussten, und die ersten Coronaverordnungen in Kraft traten, betraf dies auch Mittwollen, die sich gerade als Fotografin selbstständig gemacht hatte. Wann und ob abgesagte Shootings nachgeholt werden können war nicht abzusehen, aber für sie kam nicht infrage tatenlos zu bleiben. Sie beschloss, die Auswirkungen der Coronapandemie auf Geschäftsleute und Kunstschaffende zu dokumentieren. Dafür besuchte sie die Projektteilnehmenden regelmäßig, führte Gespräche und dokumentierte ihre Perspektive auf die pandemiebedingten Veränderungen fotografisch.

Die verschiedenen Bildserien, die im Rahmen des Projekts entstanden sind, werden durch verbindende Elemente verknüpft. So sollten alle Teilnehmenden beispielsweise mithilfe eines Scrabble-Spiels assoziative Begriffsbilder um das Wort Corona bilden. Das Ergebnis überzeugt. Scheinbar mühelos balanciert Mittwollen auf der Grenze zwischen Authentizität und Inszenierung und ermöglicht so eine ganz neue Perspektive auf die letzten anderthalb Jahre.
„Das Feedback war bisher fast nur positiv“, so Mittwollen über die Rezeption ihrer Ausstellung. ,,Die 200 Plätze für die Ausstellung waren innerhalb von drei Tagen weg. Danach haben immer noch Menschen nachgefragt, ob sie noch kommen können.“ Neben den positiven Rückmeldungen freut sie aber auch vor allem der Austausch mit Besucher:innen und Teilnehmenden des Projekts. Die Fotografien sind nun bis zum 20. Juni in der Kulturhalle am Pferdemarkt zu bewundern. Neben den Bildern werden auch die Interviews mit den Teilnehmenden ausgestellt.
