Glaube und Corona – Wie geht es dir, Oldenburg? Teil 2: Evangelische Kirche
Nicht nur die Osterfeiertage nähern sich. Schon seit dem 27. März feiern Juden auf der ganzen Welt Pessach, um an den Auszug der Israeliten aus Ägypten zu erinnern. Das Fest dauert eine Woche an und gehört zu den wichtigsten der Glaubensgemeinschaft. Auch der Ramadan, der islamische Fastenmonat, beginnt am 12. April. Genau der richtige Zeitpunkt also für die Oldenburger Nachrichten, sich bei den verschiedenen Gemeinden in Oldenburg umzuhören. Wie geht es Ihnen in der Corona-Zeit? Wie leben Sie Glauben und Religion während der Pandemie?
Teil 2: Die Evangelische Kirche in Oldenburg
Ralph Hennings ist Pastor in der St. Lamberti Kirche in Oldenburg. Dort finden, seitdem es seit dem 20. Mai 2020 wieder erlaubt ist, Präsenzgottesdienste statt. Denn: „Das im Grundgesetz verankerte Recht auf freie Religionsausübung kann so besser wahrgenommen werden“.
Auch hier geht es natürlich nicht ohne passende Hygienekonzepte inklusive Abstand, medizinische Masken und Handdesinfektion. „Wir haben uns den staatlichen Vorgaben entsprechend immer wieder angepasst“, erzählt der Pastor. „Unsere Konzepte sind auch schon vom Ordnungs- und Gesundheitsamt geprüft worden, und noch nie hat man Daten zur Nachverfolgung von Infektionen bei uns angefordert, also schützen sie vor Ansteckungen“. Dazu gehört auch, dass Gesang beim Gottesdienst wieder verboten ist. Trotzdem gelte der Dank der Stadtverwaltung, sagt Hennings. „Speziell in der Vorbereitung unserer Open-Air-Gottesdienste zu Weihnachten hat uns die Stadtverwaltung gut unterstützt. Ich finde, in Oldenburg gelingt es gut, diese schwierige Zeit gemeinsam durchzustehen“.
Als Pastor sieht er aber auch die Veränderung in der Rolle der Gottesdienstbesucher:innen. „In einem Gottesdienst in Präsenz bin ich mit verschiedenen Sinnen aktiv beteiligt. Bei einem Fernseh- oder Online-Gottesdienst bin ich Zuschauer:in und nicht beteiligt, ich bin beschränkt auf Hören und Sprechen bzw. Schreiben“. Gerade deswegen vermissen viele Gemeindemitglieder den „echten“ Gottesdienst, auch das Versenden von Predigten, was der Pastor schon häufig als Ersatz genutzt hat, ist da nur ein kleiner Trost.
Zuversicht in schweren Zeiten
Ein weiteres Angebot ist das „Wort der Zuversicht“. Gemeinsam mit Mitarbeitenden der Auferstehungskirche, der Christuskirche und der Martin-Luther-Kirche sowie Pastorin Jürgens aus Ofenerdiek verfasst Ralph Hennings kurze, mutmachende, geistliche Impulse mit Bildern. Im ersten Lockdown täglich, inzwischen wöchentlich, werden sie auf der Homepage (www.kirchengemeinde-oldenburg.de), als Podcast und auch auf Instagram (@kirchengemeindeoldb) veröffentlicht.
Wie alle anderen Glaubensrichtungen auch ist die evangelisch-lutherische Kirche von den Einschränkungen der Religionsausübung betroffen. „Trotzdem bemühen wir uns höchst verantwortungsvoll darum, das Gemeindeleben in dieser Zeit aufrecht zu erhalten. Wir haben Vieles ausprobiert, wie das unter den Corona-Beschränkungen geschehen kann. Am meisten fehlt uns, trotz allem was gut funktioniert, die Begegnung. Unsere Gemeindemitglieder machen Einsamkeit und Digitalmüdigkeit zu schaffen, genauso wie allen anderen Menschen auch“. Hier ist der Glaube die Stärkung: „Gott, so wie das Christentum ihn versteht, ist ein mitleidender und mitfühlender Gott, der sich um uns als Menschen kümmert. Diese Gewissheit kann sehr hilfreich sein, um Isolation zu überstehen, sich zu engagieren oder einfach nur nicht zu verzweifeln“.
Nichtsdestotrotz hat sich die Gottesdienstgemeinde der St. Lamberti-Kirche seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verkleinert. Ralph Hennings vermutet, dass einige Menschen große Angst haben, Anderen unter solchen Umständen zu begegnen. Aber: „Alle, die dennoch kommen, sind unglaublich dankbar dafür, dass sie Gottesdienst feiern können. Genauso die Menschen, die ‚einfach so‘ bei der offenen Kirche vorbeischauen. Trotz Pandemie können sie diesen besonderen Raum Kirche erleben, Stille finden, beten oder eine Kerze anzünden“.
Dieser Artikel ist Teil unserer Reihe “Glaube und Corona – Wie geht es dir Oldenburg?”. Hier findest du Teil 1 über die Jüdische Gemeinde Oldenburg, hier findest du Teil 3 über die Islamische Gemeinschaft Oldenburg.