Oldenburg. „Geht wählen“, „go vegan“, „keine A20“ – mit vielen bunten Plakaten und den bekannten grünen Fahnen zog heute die Oldenburger Fridays-For-Future-Bewegung um die Innenstadt. Bei der friedlichen Demonstration kamen laut Schätzungen der Polizei etwa 4000 Menschen zusammen, Ordner:innen von Fridays For Future Oldenburg zählten bis zu 5000 Teilnehmende. Die Oldenburger Demonstration ist Teil des achten globalen Klimastreiks. In über 400 deutschen Städten, von Aachen bis Zwickau, sowie über 1000 weiteren Städten weltweit streikte die Bewegung heute. In Berlin wird Klimaaktivistin Greta Thunberg zur Demo erwartet.

Schon gegen 11:45 Uhr füllte sich der Pferdemarkt, Stück für Stück stießen die Zubringer-Demonstrationen von der Universität, vom Neuen Gymnasium, der IGS Flötenteich und dem Wunderburgpark zu. Für ordentlich Lautstärke sorgte am Haupttreffpunkt nicht nur KIZ mit „Hurra die Welt geht unter“ über die Boxen der eigens errichteten Bühne. Auch die „Rhythms of Resistance“ schlugen in Pink und Silber gekleidet mächtig aufs Trommelfell. Die Trommler-Gruppe macht sich als Teil eines weltweiten Netzwerks für soziale und politische Gerechtigkeit stark.

Von Kinderwagen bis Senioren
Mira, Nina und Aenne kamen mit dem Fahrrad von der Schule direkt zur Demonstration. Kaum ein anderes Thema sei in ihrem Alltag so präsent wie die Klimakrise, erzählen die drei Mädchen: „Vor allem jetzt vor der Bundestagswahl wollen wir darauf aufmerksam machen, dass Klimaschutz ein wichtiges Thema ist.“ Sie sind bestürzt darüber, dass sie die Folgen der Klimakrise schon jetzt und auch hier in Deutschland bemerken. Das Fazit der 18-Jährigen: Noch vier Jahre kann man einfach nicht warten.
Aber nicht nur junge Menschen, Teenager und Studierende sind für die Demonstration zum Pferdemarkt gekommen. Neben Vertretern von Scientist For Future und Parents For Future sind auch einige ältere Personen anzutreffen. So auch Gunda, Julia und Heiko, die sich mit der jungen Generation solidarisch zeigen. Sie sagen: „In jedem Dorf und jeder Stadt sollte die Jugend von den Älteren unterstützt werden. Wir müssen diese Forderungen mittragen, damit es überhaupt noch ein vernünftiges Leben auf diesem Planet geben kann. Wir verstehen gar nicht, warum nicht die ganze Stadt heute hier ist und alle auf die Barrikaden gehen.“

Vor allem Heiko, für den es nicht die erste Fridays-For-Future-Demonstration ist, ist verärgert: „Ich finde es erschreckend, mitanzusehen, wie sich die Welt aktuell verändert. Als ich Kind war, hatten wir kaum Plastikmüll, und jetzt ist es so viel, dass wir sehr wahrscheinlich als Zeitalter des Mülls in die Geschichte eingehen werden. Wir haben so viel zerstört, und sind dabei das immer noch zu tun. Wir müssen etwas verändern, auch wenn die Leute das nicht hören wollen.“
Malen, 22, und Patrick, 24, liefen heute bereits in Bad Zwischenahn bei der Fridays-For-Future-Demo mit. „Dort wurden wir heftig beschimpft“, erzählt Malen. „Da habe ich echt nochmal gemerkt, dass es einen Bedarf gibt, zu zeigen, dass es den Klimawandel gibt. Gerade jetzt vor den Wahlen können wir damit Menschen sensibilisieren, die das Thema vielleicht nicht so im Kopf haben.“ Patrick ergänzt: „Wenn man jetzt nicht handelt, wann sollen wir dann handeln? Jetzt haben wir noch die Chance, etwas zu tun, in zehn Jahren vielleicht nicht mehr.“
Kundgebung: „Stellt endlich Bedürfnisse über Profit“
Bei der Kundgebung ab 12:15 Uhr gab es mehrere Redebeiträge. Im ersten Beitrag ging Rednerin Hannah auf die Klimabilanz der aktuellen Bundestagsmitglieder der Region ein. Im Vorfeld seien mehrere Gespräche über verschiedene Klimathemen mit Stephan Albani, CDU, Dennis Rohde, SPD, und Amira Mohammed Ali, die Linke, geführt worden. Vor allem Albani kam in diesem Beitrag nicht wirklich gut weg. Hannah erzählt, er habe gesagt: „Mir ist egal, wie viele Menschen [bei Fridays For Future] auf die Straße gehen, davon lasse ich mich nicht beeinflussen“. Der Tipp der Rednerin: „Erzählt das euren CDU-wählenden Großeltern“. Ihrem Beitrag folgten Reden vom Klimakollektiv Oldenburg, von Parents For Future, sowie dem Klimacamp Oldenburg, dass seit 62 Tagen am Theater für Klimagerechtigkeit protestiert.
Mehrfach verwiesen die Organisator:innen vor dem Start auf die Maskenpflicht, die während der Demonstration vorbildlich eingehalten wurde. Auch um Spenden wurde gebeten. Neu war zudem, dass neben Ordner:innen auch „Awareness Personen“ die Demo begleiteten, an die man sich bei jeder Art von Problem oder Unsicherheit wenden konnte.
„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“

Mit lautem Fahrradklingeln, Musik und Sprüchen wie „Kohlestopp“ und „Scheuer raus“ startete die Demo gegen 13:10 Uhr Richtung Lappan. Der Zug lief rechtsherum um die Innenstadt mit einem kleinen Schlenker am Stau entlang und schließlich am Hauptbahnhof Süd vorbei zurück Richtung Pferdemarkt. Bei bewölkt-windigem Wetter zeigten sich sowohl OB-Kandidat Daniel Fuhrhop als auch Bundestags-Direktkandidatin Susanne Menge von den Grünen bei der Demo. Auch ein antikapitalistischer Block, organisiert vom Oldenburger Klimakollektiv, lief vom Alhambra zum Pferdemarkt und anschließend den Ring um die Innenstadt. Komplett in schwarz gekleidet und mit mehreren großen Transparenten demonstrierte dieser Teil für „system change, not climate change“. Weitere bekannte Organisationen aus Oldenburg und Umgebung waren dabei, wie etwa der NABU, Greenpeace oder die Seebrücke Oldenburg.
Auch nach der Demo blieben viele Teilnehmende auf dem Pferdemarkt für drei weitere Redebeiträge und ein Konzert der Band „Das Bildungsbürgertum“ aus Westerstede. Für viele ist die am Sonntag anstehende Bundestagswahl ausgebender Grund, noch einmal klar Position zu beziehen. Die Teilnehmenden, mit denen wir kurz vor der Demo gesprochen haben, zeigen dabei ein stimmiges Bild: Sie sind sich schon sicher, für wen sie ihr Kreuzchen setzen werden.