Pommes ohne Mayo, Urlaub ohne Sonne, Oldenburg ohne Kramermarkt – nicht vorstellbar, und vor allem: nicht komplett. Letzteres wird wohl auch in diesem Jahr wieder Realität werden, zumindest nach Plänen der Stadt (ON berichtete) – zum Leid vieler Schausteller:innen und mit Sicherheit auch vieler Oldenburger:innen.
Fast schon Ewigkeiten her scheint es, seit Bier und Tanz im Schankzelt, seit Runden in Kettenkarussell und Riesenrad, seit dicht gedrängten Massen am Familientag, seit Ein-Meter-Bratwurst und Zuckerwatte, seit Geschrei vom Breakdancer und scheinenden Lichtern bis in die Morgenstunde. Die fünfte Jahreszeit – sie gehört für uns Oldenburger und Oldenburgerinnen einfach dazu, sie ist nicht nur Tourismusmagnet der Region, sondern ein Stück Heimat und Tradition. Auch ich genieße, wie viele andere, die Schlenderrunden über das bunte Spektakel mit Freunden und Familie, das Aufreißen der x-ten Niete, die einzigartige Atmosphäre. Dass all das auch in diesem Jahr der Pandemie weichen muss, ist vor allem eins: wirklich schade.
Ich fühle mit den Schaustellerinnen und Schaustellern, ähnlich wie auch schon mit Gastronominnen und Gastronomen, wie mit Künstlerinnen und Künstlern, denen in den letzten 1,5 Jahren die Pandemie Leben und Existenz wirklich schwer gemacht hat. Für die Kramermarktsbeschicker bedeutet eine Absage des Kramermarkts genau das Gleiche: aussitzen, ohne Gewissheit, Angst um die eigene Existenz. Und der Verlust dessen, was dieser besondere Beruf mit sich bringt: das Glitzern in den Augen derer, denen der Kramermarkt jedes Jahr erneut eine riesige Freude ist.
Und doch habe ich Verständnis. Eine Absage ist schlicht eine Vermeidung von Fahrlässigkeit, in einer Zeit, in der die Inzidenz auch in Oldenburg weiter steigt, in der Impfzahlen mehr und mehr stagnieren. Und endlich kommt eine Absage mal rechtzeitig! Auch wenn es weh tut, bin ich doch froh, dass sie nicht erst eine Woche vor Beginn kommt, sondern, dass hier schon im Voraus mitgedacht und vorsorglich gehandelt wird. Am Ende hätten wir uns sonst nur noch mehr aufgeregt, wenn nach wochenlanger Vorfreude eine kurzfristige Absage gekommen wäre.
Dass ein Stattfinden eines „normalen“ Kramermarkts unter Corona-Bedingungen möglich sei oder gewesen wäre, wie es der Berufsverband der Schausteller und Marktkaufleute Oldenburg (BSM) darstellt, kann ich nicht beurteilen. Für mich klingt das vor allem nach Aufwand: Einlasskontrollen, jeder und jede muss sich wieder registrieren (wie das dann auch mit dem Datenschutz laufen soll…?), begrenzte Kapazitäten. Das soll für die Schaustellerinnen und Schausteller wirklich wirtschaftlich sein? So sehr ich mir in der aktuellen Lage etwas Ablenkung und altgewohnte vor-Corona Feste und Traditionen wünsche, im Moment werden wir doch noch etwas mehr Geduld brauchen, um das irgendwann wieder Wirklichkeit werden zu lassen.