Oldenburg. Schon Ende letzter Woche hatte die Stadt Oldenburg bekannt gegeben, dass es auch in diesem Jahr keinen Kramermarkt geben wird. Der Berufsverband der Schausteller und Marktkaufleute Oldenburg (BSM) positioniert sich jetzt dazu in einer Stellungnahme. David Eisenhauer, 1. Vorsitzender des Verbands, zeigt sich traurig und verständnislos, dass die Nachricht der Absage nicht direkt kommuniziert worden sei, sondern den Verband erst über die Presse erreicht habe. Zudem sei unklar, warum die Stadt schon jetzt eine Absage bekannt gab, da erst zum Mittwoch, den 25. August, eine neue Corona-Verordnung erwartet wird.
Geringe Besucherzahlen sprächen für Absage
Geplant war der Kramermarkt 2021 vom 1. bis zum 10. Oktober. In den letzten Wochen habe die Stadt die Bedingungen geprüft, unter denen die fünfte Jahreszeit in diesem Jahr stattfinden könnte, und habe sich mit dem Oldenburger Schaustellerverband (DSB) nach einer „eingehenden Analyse der Gesamtsituation“ verständigt. Die Stadt begründete die Absage am Freitag damit, dass ein umfassendes Konzept, etwa mit Eingangskontrollen und personalisierter Datenerfassung, für eine Umsetzung nötig sei. Um Abstandsregeln einzuhalten, könnten dementsprechend nur maximal 8.000 Personen gleichzeitig auf das Kramermarktgelände. Zudem müsste auf Angebote, in denen Hygiene- und Abstandsmaßnahmen nicht einhaltbar sind, wie zum Beispiel Schankzelte, gänzlich verzichtet werden.
Rechnerisch könnten die Schausteller:innen auf einem Corona-angepassten Kramermarkt mit „lediglich“ 300.000 Besucher:innen in 10 Tagen rechnen – vor Corona waren es gut eine Million. „Nach eingehender Prüfung der Gesamtlage und nach Bewertung der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten unter Einbeziehung des Schaustellerverbandes halten wir eine Absage des Kramermarktes leider für geboten,“ sagt die Rechtsdezernentin der Stadt, Dr. Julia Figura.
Der Oldenburger Schaustellerverband (DSB) schließt sich dem an: „Wir sehen die Notwendigkeit eines umfassenden Hygienekonzepts, aber mit der erforderlichen Begrenzung der Besucherinnen und Besucher auf dem Marktgelände ist ein wirtschaftlicher Erfolg für die Betriebe nicht gegeben“, so Vorsitzender Michael Hempen. Man überprüfe nun, ob es möglich sei, den temporären Freizeitpark „LaOla“ wie im letzten Jahr erneut anzubieten.
Berufsverband der Schausteller und Marktkaufleute hofft auf Umschwung
Der Berufsverband der Schausteller und Marktkaufleute Oldenburg (BSM) fordert nun die Stadt auf, diese Absage des Kramermarkts zu überdenken. „Seit Beginn der Pandemie stehen wir im ständigen Kontakt und Austausch mit den Ministerien und Gesundheitsministerinnen. Hierdurch konnten wir eine erfolgreiche Zusammenarbeit aufbauen, die nicht nur dazu führte, Pop-Up-Parks in Niedersachsen zu ermöglichen, sondern auch aktiv am Stufenplan der Coronaschutzverordnung mitzuarbeiten“, sagt Eisenhauer.
So hätten 2021 verschiedene Jahrmärkte und Volksfeste coronakonform stattgefunden, wie etwa ein Modellprojekt im Juli in Hooksiel. Auch Märkte in Bremen oder Hamburg hätten gezeigt, dass die Durchführung eines Volksfestes mit Corona möglich ist. Der BSM bedauert, dass diese Erfolge nicht beachtet würden und man als kompetenter Ansprechpartner in Bezug auf eine coronakonforme Umsetzung des Kramermarktes nicht einbezogen wurde.
Außerdem bezieht der BSM Position gegen den Oldenburger Schaustellerverband (DSB), der die Absage des Kramermarktes und Planung einer Ersatzveranstaltung befürwortet. Bei einer solchen Ersatzveranstaltung hofft der Verband der Schausteller und Marktkaufleute, dass so viele ursprüngliche Kramermarktbeschicker wie möglich daran beteiligt werden. Zuletzt hält der BSM aber daran fest, dass ein coronakonformer Kramermarkt möglich sei, und dass dessen Angebote keine Gefahr, sondern ein kontrolliertes Freizeitangebot mit einem fast gegen Null gehenden Ansteckungsrisiko darstellen. Der BSM bittet die Stadt ebenso, die Entscheidung der Absage nochmals zu überdenken – vor allem, da viele Schausteller:innen auf den Kramermarkt sowie den Lambertimarkt angewiesen seien, um ihre Existenz zu sichern und die nächsten Jahre zu planen. Denn: „Auch für unser Gewerbe muss ein Leben mit Corona, wie auch in anderen Freizeitgewerben, möglich sein.“